Die Bedeutung der richtigen Löttemperatur: Tipps zur Einstellung Ihrer Lötstation
Bevor Sie mit dem heißen Eisen in der Hand loslegen, wollen wir zunächst die Grundlagen klären. Denn Löten ist mehr als nur das Zusammenkleben von Metallteilen – es ist eine Kunstform, die Präzision, Verständnis und Geduld erfordert.
Eine kurze Definition von Löten
Löten ist ein Prozess, bei dem zwei Metallteile mithilfe eines dritten Metalls – dem Lot – miteinander verbunden werden. Das Lot wird aufgrund seiner niedrigeren Schmelztemperatur als die der zu verbindenden Teile verwendet. Es wird erhitzt, bis es schmilzt und in die Lücke zwischen den Teilen fließt, wo es dann abkühlt und aushärtet, wodurch eine dauerhafte Verbindung entsteht. Dieser Prozess wird in zahlreichen Branchen und Berufen genutzt, von der Elektronik bis hin zur Schmuckherstellung.
Bedeutung des Lötens in Elektronik und Fertigung
In der Elektronikindustrie ist Löten das Rückgrat der Produktion. Ob Sie nun einen winzigen Widerstand auf eine Platine löten oder komplexe Verbindungen in einem Supercomputer herstellen, Löten ermöglicht den elektrischen Kontakt, der für die Funktion des Geräts unerlässlich ist.
Aber auch außerhalb der Elektronik ist das Löten von unschätzbarem Wert. In der Fertigungsindustrie, von Autos bis zu Haushaltsgeräten, wird Löten verwendet, um robuste, dauerhafte Verbindungen zu erzeugen. Und in der Welt des Schmucks und der Kunst ist Löten ein entscheidendes Werkzeug, das es den Handwerkern ermöglicht, ihre Kreationen zu formen und zu befestigen.
Egal, ob Sie ein Profi auf der Suche nach einer Auffrischung der Grundlagen sind oder ein Anfänger, der gerade erst die Welt des Lötens entdeckt – der Prozess und seine Nuancen sind faszinierend. Wie alles in der Welt der Herstellung, hat auch das Löten seine Tücken – und eine davon ist die richtige Temperaturwahl. Aber keine Sorge, darauf werden wir im weiteren Verlauf dieses Artikels eingehen.
Grundlagen der Löttemperatur
Bevor wir direkt in das Thema der richtigen Löttemperatur eintauchen, nehmen wir uns einen Moment Zeit, um die Grundlagen zu verstehen. Das Wissen um die zugrunde liegenden Prinzipien der Löttemperatur kann Ihnen dabei helfen, das Beste aus Ihrem Löterlebnis herauszuholen.
Definition und Relevanz der Löttemperatur
Die Löttemperatur bezieht sich auf die Wärme, die benötigt wird, um das Lot zum Schmelzen zu bringen, sodass es flüssig genug ist, um in den Spalt zwischen den zu verbindenden Teilen zu fließen. Dabei ist es entscheidend, dass das Lot nicht nur schmilzt, sondern auch richtig fließt. Das ist eine Frage des richtigen Temperatur-Managements.
Die Relevanz der richtigen Löttemperatur lässt sich kaum überschätzen. Eine zu niedrige Temperatur führt dazu, dass das Lot nicht richtig schmilzt oder fließt, was eine schwache oder gar keine Verbindung zur Folge hat. Eine zu hohe Temperatur hingegen kann das Lot überhitzen und zu schädlichen Dampfemissionen führen, die sowohl für den Menschen als auch für die Umgebung schädlich sein können. Darüber hinaus kann eine Überhitzung das Material beschädigen und zu einer schlechten Verbindung führen.
Physikalische Prinzipien des Lötens: Erklärung der Phasenwechsel
Löten ist ein Prozess, der auf den physikalischen Prinzipien des Phasenwechsels basiert. Dies bedeutet, dass das Lot von einem festen zu einem flüssigen Zustand wechselt (Schmelzen), sich um die Teile herum ausbreitet (Fließen) und dann wieder zu einem festen Zustand zurückkehrt (Erstarren).
Diese Phasenwechsel sind abhängig von der Temperatur. Beim Erreichen der Schmelztemperatur wechselt das Lot von fest zu flüssig. Dann, bei richtiger Anwendung der Hitze, fließt es, um die zu verbindenden Teile zu umhüllen. Wenn die Hitze entfernt wird, beginnt das Lot zu erstarren und bildet eine feste, elektrisch leitende Verbindung.
Typische Temperaturbereiche für verschiedene Lötmaterialien und -prozesse
Es gibt verschiedene Arten von Lot, und jeder Typ hat einen anderen idealen Temperaturbereich. Bleihaltiges Lot, das wegen seiner niedrigeren Schmelztemperatur und guten Fließeigenschaften oft verwendet wird, schmilzt typischerweise zwischen 183 und 190 Grad Celsius. Bleifreies Lot hingegen hat in der Regel eine höhere Schmelztemperatur, oft zwischen 215 und 220 Grad Celsius.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass verschiedene Lötprozesse unterschiedliche Temperaturen erfordern. Beim Reflow-Löten, einem Prozess, der häufig in der Elektronikindustrie zum Verbinden von Oberflächenbauteilen verwendet wird, werden die Leiterplatten auf eine hohe Temperatur erhitzt, oft um die 250 Grad Celsius. Beim Wellenlöten, einem anderen häufigen industriellen Prozess, wird das Lot in einer Welle aus flüssigem Lot aufgeschmolzen, wobei die Temperaturen häufig im Bereich von 260 bis 270 Grad Celsius liegen.
Insgesamt zeigt sich, dass die richtige Temperaturwahl beim Löten kein Zufall ist. Sie erfordert Verständnis, Präzision und ein gewisses Maß an Erfahrung. Im nächsten Abschnitt werden wir tiefer in die Bedeutung der richtigen Löttemperatur eintauchen und sehen, welche Auswirkungen sie auf die Qualität Ihrer Lötarbeiten haben kann.
Die Wissenschaft hinter der Löttemperatur
Thermodynamik des Lötens
Beim Löten geht es im Wesentlichen um Wärmeübertragung. Die Lötspitze überträgt Wärme auf das Lot und die zu verbindenden Materialien. Diese Wärmeübertragung folgt den Gesetzen der Thermodynamik:
- Wärmeleitung: Die Wärme fließt von der heißen Lötspitze durch das Lot und in die zu verbindenden Materialien.
- Wärmekapazität: Verschiedene Materialien nehmen unterschiedlich schnell Wärme auf. Kupfer zum Beispiel hat eine hohe Wärmekapazität und benötigt mehr Energie zum Erwärmen.
- Wärmeabgabe: Die Umgebungsluft und angrenzende Materialien führen ständig Wärme ab, was die benötigte Löttemperatur beeinflusst.
Schmelzverhalten verschiedener Lote
Verschiedene Lotlegierungen haben unterschiedliche Schmelzpunkte und -verhalten:
- Eutektische Lote haben einen eindeutigen Schmelzpunkt, bei dem sie direkt von fest zu flüssig übergehen.
- Nicht-eutektische Lote haben einen Schmelzbereich, in dem sie teils fest, teils flüssig sind (auch „Mushy Zone“ genannt).
Das Verständnis dieser Unterschiede hilft bei der Wahl der optimalen Löttemperatur.
Die Bedeutung der richtigen Löttemperatur
Die korrekte Einstellung der Löttemperatur ist kein bloßes Detail, sondern entscheidend für den Erfolg des gesamten Lötprozesses. In diesem Abschnitt werden wir erläutern, warum dies so ist, welche Risiken falsche Temperaturen mit sich bringen und warum eine universelle „Einheitsgröße“ für Löttemperaturen nicht funktioniert.
Einfluss der Temperatur auf die Lötqualität
Die Lötqualität hängt maßgeblich von der Temperatur des Lötkolbens ab. Zu niedrige Temperaturen verhindern, dass das Lot richtig schmilzt und fließt. Das Ergebnis sind unsaubere, unzuverlässige Lötstellen, die oft als „kalte Lötstellen“ bezeichnet werden.
Zu hohe Temperaturen können das Lot und die zu lötenden Bauteile jedoch ebenfalls schädigen. Das kann dazu führen, dass das Lot verdampft, anstatt ordentlich zu fließen und eine gute Verbindung herzustellen. Es kann auch zu einer Überhitzung der Bauteile führen, die sie beschädigen oder ihre Lebensdauer verkürzen kann.
Eine korrekt gewählte Löttemperatur stellt sicher, dass das Lot gleichmäßig schmilzt und fließt, eine zuverlässige, robuste Verbindung bildet und die zu lötenden Bauteile nicht beschädigt.
Risiken und Probleme durch falsche Löttemperaturen
Falsche Löttemperaturen können zu einer Vielzahl von Problemen führen. Neben kalten Lötstellen und der Beschädigung von Bauteilen, wie bereits erwähnt, gibt es weitere Risiken. Dazu gehört die Bildung von sogenanntem „Löt-Spritzer“, bei dem überhitztes Lot von der Lötstelle weg springt. Dies kann nicht nur zu unordentlichen Lötstellen, sondern auch zu Verletzungen führen.
Außerdem können falsche Löttemperaturen die Freisetzung von giftigen Dämpfen fördern. Viele Lote enthalten Flussmittel, die dazu dienen, die Oberflächenspannung des Lotes zu reduzieren und sein Fließen zu verbessern. Bei zu hohen Temperaturen können diese Flussmittel jedoch toxische Dämpfe freisetzen.
Warum eine „Einheitsgröße“ Temperatur nicht funktioniert
Es wäre schön, wenn es eine universelle „Einheitsgröße“ für Löttemperaturen gäbe. Leider ist dies nicht der Fall. Die optimale Löttemperatur hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, darunter das verwendete Lot, die Art und das Material der zu lötenden Bauteile, die Größe der Lötstelle und sogar die Umgebungstemperatur und -feuchtigkeit.
Es ist daher wichtig, zu verstehen, wie man die Löttemperatur auf die spezifischen Anforderungen eines jeden Lötprojekts abstimmt. In den nächsten Abschnitten werden wir genau das besprechen: Wie man Lötstationen einstellt und verwendet, um die bestmögliche Löttemperatur zu erreichen.
Lötstationen und Temperaturregelung
Jetzt, da wir die Grundlagen und die Wichtigkeit der richtigen Löttemperatur kennen, wenden wir uns den Geräten zu, mit denen Sie diese Temperatur erreichen und kontrollieren können: den Lötstationen.
Übersicht über gängige Arten von Lötstationen
Eine Lötstation ist ein Gerät, das einen Lötkolben und eine Steuereinheit umfasst, mit der die Temperatur des Lötkolbens geregelt wird. Es gibt verschiedene Arten von Lötstationen, von einfachen, einstellbaren Modellen bis hin zu hochentwickelten, digital gesteuerten Einheiten.
Einfache Lötstationen bieten oft einen Temperaturbereich, den Sie manuell einstellen können. Sie sind ideal für Hobbyisten oder Gelegenheitslöter. Hochentwickelte Lötstationen bieten präzise Temperaturkontrollen, oft mit digitalen Displays und programmierbaren Einstellungen. Diese eignen sich hervorragend für professionelle Elektroniker und andere, die regelmäßig löten und eine hohe Präzision und Kontrolle benötigen.
Wie Lötstationen die Temperatur regeln: Sensoren und Regler
In einer Lötstation sind Sensoren und ein Regler dafür verantwortlich, die Temperatur des Lötkolbens zu überwachen und anzupassen. Der Sensor, in der Regel ein Thermoelement oder ein Widerstandsthermometer, misst die Temperatur der Lötspitze. Diese Information wird an den Regler weitergegeben, der die Stromzufuhr zum Lötkolben einstellt, um die Temperatur zu erhöhen oder zu verringern.
Die Genauigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit dieser Sensoren und Regler bestimmen, wie präzise und stabil die Temperaturkontrolle der Lötstation ist. Hochwertige Lötstationen verwenden oft ausgefeilte Sensoren und Regler, um eine präzise Temperaturkontrolle und schnelle Reaktion auf Temperaturänderungen zu gewährleisten.
Temperaturgenauigkeit und Stabilität in Lötstationen
Die Genauigkeit einer Lötstation bezieht sich darauf, wie nahe die tatsächliche Temperatur der Lötspitze an der eingestellten Temperatur liegt. Wenn Sie beispielsweise die Temperatur auf 350 Grad Celsius einstellen, wie nahe kommt die tatsächliche Temperatur der Spitze diesem Wert? Ein genauer Lötkolben bietet Ihnen die Kontrolle und Konsistenz, die Sie für qualitativ hochwertige Lötarbeiten benötigen.
Die Stabilität bezieht sich darauf, wie gut die Lötstation die Temperatur der Lötspitze über die Zeit hinweg konstant hält. Wenn die Temperatur schwankt, kann das die Qualität Ihrer Lötarbeiten beeinträchtigen. Eine stabile Lötstation hält die Temperatur konstant, auch wenn Sie länger löten oder wenn die Spitze auf verschiedene Materialien trifft, die Wärme aufnehmen oder abgeben.
Im nächsten Abschnitt werden wir konkrete Tipps zur Einstellung Ihrer Lötstation geben. Wir werden besprechen, wie Sie den richtigen Temperaturbereich für Ihr spezifisches Projekt einschätzen und Ihre Lötstation entsprechend einstellen können.
Tipps zur Einstellung Ihrer Lötstation
Jetzt kommen wir zum praktischen Teil: Wie stellen Sie Ihre Lötstation richtig ein, um die optimale Löttemperatur zu erreichen? Im Folgenden geben wir einige grundlegende Tipps und Empfehlungen.
Auswahl des richtigen Temperaturbereichs für Ihr Lot
Wie wir bereits besprochen haben, hat jedes Lot einen spezifischen Schmelzpunkt oder Schmelzbereich. Dieser ist der Ausgangspunkt für die Einstellung Ihrer Lötstation. Für bleihaltiges Lot, das häufig bei Hobbyprojekten verwendet wird, liegt dieser Bereich typischerweise zwischen 183 und 190 Grad Celsius. Für bleifreies Lot, das in professionellen oder industriellen Kontexten häufiger verwendet wird, liegt er oft zwischen 215 und 220 Grad Celsius.
Diese Temperaturen sind jedoch nur der Schmelzpunkt. Um das Lot richtig fließen zu lassen, benötigen Sie in der Regel eine etwas höhere Temperatur. Ein guter Ausgangspunkt ist oft etwa 20-50 Grad über dem Schmelzpunkt. Das bedeutet, dass Sie für bleihaltiges Lot eine Temperatur im Bereich von 200-240 Grad Celsius und für bleifreies Lot eine Temperatur im Bereich von 235-270 Grad Celsius einstellen können.
Anpassung der Temperatur an die Größe und das Material der Lötstellen
Die Größe und das Material der Lötstellen können ebenfalls die benötigte Temperatur beeinflussen. Größere Lötstellen oder solche aus Materialien, die Wärme gut leiten (wie Kupfer), können mehr Wärme abführen. Sie benötigen daher oft eine höhere Temperatur, um das Lot richtig schmelzen und fließen zu lassen.
Es ist wichtig zu beachten, dass eine höhere Temperatur auch ein größeres Risiko der Überhitzung und Beschädigung der Bauteile mit sich bringt. Daher ist es ratsam, die Temperatur schrittweise zu erhöhen und dabei die Reaktion des Lotes und der Bauteile zu beobachten.
Verwendung der richtigen Lötspitze
Die Wahl der richtigen Lötspitze ist ein weiterer wichtiger Faktor. Unterschiedliche Spitzen haben unterschiedliche thermische Eigenschaften. Manche halten die Wärme besser und sind daher für größere oder wärmeleitende Lötstellen geeignet. Andere kühlen schneller ab und eignen sich besser für kleinere oder empfindlichere Lötstellen.
In der Regel sind breite, schwere Spitzen gut für große Lötstellen oder solche, die viel Wärme abführen, da sie mehr Wärme speichern und übertragen können. Feine, spitze Spitzen hingegen sind gut für kleinere, feinere Lötstellen geeignet, da sie weniger Wärme übertragen und daher ein geringeres Risiko der Überhitzung haben.
Prüfung und Anpassung der Temperatur während des Lötens
Auch wenn Sie Ihre Lötstation sorgfältig eingestellt haben, ist es wichtig, die Temperatur während des Lötens zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Beobachten Sie das Verhalten des Lotes: Schmilzt und fließt es gut? Bleiben Rückstände oder Anzeichen von Überhitzung zurück?
Wenn Sie feststellen, dass das Lot nicht richtig fließt oder die Lötstellen unsauber aussehen, können Sie die Temperatur schrittweise erhöhen. Wenn es Anzeichen von Überhitzung gibt, wie Rauch oder Verfärbungen der Bauteile, sollten Sie die Temperatur verringern.
Beachtung der Sicherheit beim Löten
Schließlich sollten Sie beim Löten immer auf Sicherheit achten. Tragen Sie immer eine Schutzbrille und vermeiden Sie es, über dem Lot zu atmen, um die Inhalation von Dämpfen zu vermeiden. Stellen Sie sicher, dass Ihre Arbeitsfläche sauber und frei von brennbaren Materialien ist und dass Sie ein geeignetes Mittel zur Hand haben, um eventuelle Brände zu löschen.
Erweiterte Tipps zur Einstellung Ihrer Lötstation
Berücksichtigung der Umgebungsfaktoren
Die Umgebung kann einen erheblichen Einfluss auf die benötigte Löttemperatur haben:
- Luftfeuchtigkeit: Hohe Luftfeuchtigkeit kann die Oxidation der Lötspitze beschleunigen und die Wärmeübertragung beeinträchtigen.
- Luftzug: Starke Luftbewegungen können zu schnellerer Abkühlung führen und erfordern möglicherweise höhere Temperaturen.
- Höhenlage: In großen Höhen ist der Luftdruck niedriger, was den Siedepunkt von Flüssigkeiten (einschließlich geschmolzenem Lot) senkt.
Passen Sie Ihre Löttemperatur entsprechend an diese Faktoren an.
Vorheizen von Bauteilen
Bei größeren oder wärmeempfindlichen Bauteilen kann ein Vorheizen sinnvoll sein:
- Reduziert den Temperaturschock für die Bauteile.
- Verringert die benötigte Löttemperatur und -zeit.
- Verbessert die Fließeigenschaften des Lotes.
Verwenden Sie dafür eine Heizplatte oder einen Heißluftföhn, aber achten Sie darauf, die maximale Temperaturbelastbarkeit der Bauteile nicht zu überschreiten.
Temperaturprofile für verschiedene Lötaufgaben
Erstellen Sie Temperaturprofile für häufig durchgeführte Lötaufgaben:
- SMD-Löten: 315-370°C für bleifreies Lot
- Through-Hole-Löten: 315-370°C für bleifreies Lot
- Kupferrohr-Löten: 200-230°C für Weichlot, 600-800°C für Hartlot
Diese Profile dienen als Ausgangspunkt, den Sie je nach spezifischen Anforderungen anpassen können.
Nutzung von Temperatur-Feedback-Systemen
Moderne Lötstationen bieten oft Temperatur-Feedback-Systeme:
- Closed-Loop-Systeme messen kontinuierlich die Temperatur der Lötspitze und passen die Leistung an.
- Einige Systeme zeigen die tatsächliche Spitzentemperatur an, was eine genauere Kontrolle ermöglicht.
Nutzen Sie diese Funktionen, um eine konsistente Löttemperatur zu gewährleisten.
Fortgeschrittene Techniken
Verwendung von Flussmitteln zur Temperaturoptimierung
Flussmittel spielen eine wichtige Rolle bei der Temperaturkontrolle:
- Sie entfernen Oxide und verbessern die Wärmeübertragung.
- Verschiedene Flussmittel aktivieren bei unterschiedlichen Temperaturen.
- Die richtige Kombination von Flussmittel und Temperatur kann die Lötqualität erheblich verbessern.
Experimentieren Sie mit verschiedenen Flussmitteln und Temperaturen, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
Temperaturkompensation bei Mehrfachlötungen
Bei Mehrfachlötungen auf einer Platine oder einem Bauteil:
- Beginnen Sie mit einer etwas höheren Temperatur.
- Reduzieren Sie die Temperatur leicht für nachfolgende Lötpunkte, da das Material bereits vorgewärmt ist.
- Machen Sie Pausen zwischen den Lötpunkten, um eine Überhitzung zu vermeiden.
Verwendung von Temperaturmessgeräten
Für präzise Temperaturkontrolle können externe Messgeräte hilfreich sein:
- Infrarot-Thermometer für berührungslose Messungen
- Thermoelemente für direkte Messungen an der Lötspitze
Diese Geräte helfen, die tatsächliche Temperatur am Lötpunkt zu verifizieren und Ihre Lötstation entsprechend einzustellen.
Sicherheitsaspekte bei hohen Temperaturen
Schutz vor Verbrennungen
- Tragen Sie hitzebeständige Handschuhe bei Arbeiten mit hohen Temperaturen.
- Verwenden Sie einen Lötkolbenhalter, um versehentliche Berührungen zu vermeiden.
- Lassen Sie gelötete Teile ausreichend abkühlen, bevor Sie sie berühren.
Umgang mit giftigen Dämpfen
- Arbeiten Sie in gut belüfteten Bereichen oder verwenden Sie eine Absauganlage.
- Bei bleihaltigen Loten oder anderen giftigen Materialien ist besondere Vorsicht geboten.
- Tragen Sie bei Bedarf eine geeignete Atemschutzmaske.
Fallstudien
In diesem Abschnitt werden wir uns zwei konkrete Anwendungsfälle ansehen: Das Löten einer SMD-Komponente und eines Kupferrohres. Diese Fälle stellen zwei sehr unterschiedliche Anforderungen an das Löten und werden Ihnen helfen, die Prinzipien, die wir bisher besprochen haben, in der Praxis zu verstehen.
Fallstudie 1: Löten einer SMD-Komponente (geringe Größe, hohe Präzision erforderlich)
Das Löten von Surface-Mount-Device (SMD) Komponenten erfordert eine hohe Präzision und Kontrolle, da diese Komponenten sehr klein sein können. Wir beginnen mit der Auswahl einer feinen, spitzen Lötspitze, die uns die nötige Kontrolle gibt. Für das Lot wählen wir ein bleihaltiges Lot mit Flussmittel, das bei relativ niedrigen Temperaturen gut fließt.
Wir stellen unsere Lötstation auf eine Temperatur von etwa 220 Grad Celsius ein, etwa 30 Grad über dem Schmelzpunkt des Lotes. Dies ermöglicht ein schnelles Schmelzen und Fließen des Lotes, ohne die winzige SMD-Komponente zu überhitzen.
Während des Lötens beobachten wir das Verhalten des Lotes und der Komponenten genau. Bei dieser geringen Größe können wir kleine Verfärbungen oder Rauch als Anzeichen von Überhitzung erkennen. Wenn wir solche Anzeichen bemerken, verringern wir die Temperatur schrittweise, um die Überhitzung zu vermeiden.
Fallstudie 2: Löten eines Kupferrohres (hohe Temperatur, große Wärmekapazität)
Das Löten eines Kupferrohres stellt ganz andere Anforderungen. Kupfer ist ein guter Wärmeleiter und hat eine hohe Wärmekapazität, was bedeutet, dass es viel Wärme aufnehmen kann, bevor es sich erwärmt. Daher benötigen wir eine hohe Löttemperatur, um das Lot zum Fließen zu bringen.
Wir wählen eine breite, schwere Lötspitze, die viel Wärme speichern kann, und ein Lot, das für höhere Temperaturen geeignet ist. Wir stellen die Lötstation auf eine Temperatur von etwa 300 Grad Celsius ein.
Während des Lötens müssen wir geduldig sein, um dem Kupfer genügend Zeit zu geben, die Wärme aufzunehmen und das Lot zum Schmelzen zu bringen. Wir beobachten das Lot und das Rohr genau, um sicherzustellen, dass das Lot richtig fließt und das Rohr nicht überhitzt wird.
Diskussion der Ergebnisse und Lektionen aus den Fallstudien
Diese beiden Fallstudien zeigen, wie unterschiedlich die Anforderungen an das Löten sein können. Beim Löten von SMD-Komponenten war Präzision und Kontrolle gefragt, während beim Löten von Kupferrohren eine hohe Temperatur und Geduld wichtig waren.
In beiden Fällen war es jedoch entscheidend, die Temperatur der Lötstation richtig einzustellen und das Verhalten des Lotes und der Bauteile während des Lötens genau zu beobachten. Nur so konnten wir sicherstellen, dass das Lot richtig fließt und die Bauteile nicht überhitzen.
Fazit
Die richtige Löttemperatur ist ein entscheidender Faktor für erfolgreiche Lötarbeiten. Sie beeinflusst, wie gut das Lot fließt, wie sauber die Lötstellen sind und ob die Bauteile überhitzen oder nicht. Daher ist es wichtig, sich mit den Grundlagen der Temperaturkontrolle beim Löten vertraut zu machen und die Temperatur Ihrer Lötstation sorgfältig einzustellen.